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Zwei Männer ein Kunstwerk

Es gibt Paare, die sind auf den ersten Blick fraglich. In der Liebe, in der Politik genauso wie in der Kunst. Doch weil in letzterer bekanntlich sowas wie Freiheit herrscht, wagen zwei ein Experiment: Galerist Johann König und Auktionator Robert Ketterer.

Eine Kolumne über Johann König und Robert Ketterer

ZUM GLÜCK verbindet sie das „K“! Beide haben es im Nachnamen. Beide lieben Kunst. So viel zum Offensichtlichen, gefolgt von vielen Fragezeichen. Und die gibt es zu Recht: Ein Galerist und ein Auktionator, die gemeinsame Sache machen. Wo gibt’s denn sowas? Zugegeben: nicht an vielen Orten der Welt. Dafür bald hierzulande. Zumindest wenn es nach Johann König und Robert Ketterer gehen soll. Zwei Männer, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, allerdings die gleiche Meinung teilen: der Kunstmarkt ist eingestaubt und braucht dringend ein Update. Doch wer sind die beiden – und warum profitieren wir bald alle von ihren Plänen? Eine Geschichte über Unternehmer, die mehr verbindet als das Geschäft.

Allen voran die Geschäftigkeit. Egal wen man von den beiden ans Telefon bekommen will, einer sitzt immer im Auto oder ist auf dem Weg zum Flughafen. Kunst verkauft sich eben nicht einfach vor der eigenen Haustür, sondern auf der ganzen Welt. Gestern Dallas, kurz darauf Stuttgart, morgen Tokio. Dazwischen feiert König den Geburtstag seiner achtjährigen Tochter in Berlin. Doch Profi ist, wer seine Botschaft auch in Stresssituationen zu platzierten weiß – vor allem wenn es Erklärungsbedarf gibt. „Wir wollen die Kunstwelt revolutionieren“, erklärt der Star-Galerist, während er dem Taxifahrer die Richtung weist. In Berlin nennt man ihn „Popstar der Szene“.

Unter Experten ist er dafür bekannt, aufstrebende und etablierte Künstler zu vertreten. Doch selbst vielen, die wenig mit Kunst am Hut haben, ist König inzwischen ein Begriff: In seine Galerie lockt er vor allem junge Men- schen, weil er Dinge tut, die keiner in seiner Branche wagt. König macht Kunst sexy: Indem er eine eigene Modelinie gründet, die Politiker auf Wahlplakaten tragen oder Influencer auf Instagram hypen – oder sich mit einem Münchener Auktionshaus zusammenschließt, um eine gemeinsame Ausstellung umzusetzen.

Für Laien ist das ungewöhnliche Duo vergleichbar mit „Currywurst und Brezel” oder wie „Teufel und Weihwasser”. So beschreibt es Ketterer, der sich selbst als „Reiseonkel” bezeichnet – ständig mit dem ein oder anderen Transportmittel. Ketterer kommt nicht aus Berlin, sondern aus München.

Während sich Berlin erst in den letzten zwei Jahrzehnten einen weltweiten Namen in der Künstlerschaft gemacht hat, weht in der bayerischen Landeshauptstadt die Fahne der Tradition. Dort hat sich mit der Akademie, zahlreichen Künstlern und Galerien bereits im 19. Jahrhundert eine wegweisende Kunstszene etabliert. Das inhabergeführte Familienunternehnen Ketterer Kunst, das heuer sein 65. Jubiläum feiert, übernahm Robert Ketterer in den 1990er Jahren von seinem Vater. Inzwischen ist es nicht nur die renommierteste Adresse für Auktionen in Deutschland, sondern nimmt auch im weltweiten Ranking einen Spitzenplatz ein. Und genau in diesen Räumen zeit die König Galerie zwei Wochen lang die Arbeiten von 13 etablierten Künstlern und Künstlerinnen aus der Hauptstadt (Start: 13. Oktober 2019).

Zu sehen ist das gesamte Programm des Berliners: Annette Kelm, Alicja Kwade, Anselm Reyle, Claudia Comte, Corinne Wasmuth, David Zink Yi, Elmgreen & Dragset, Jeppe Hein, Julian Rosefeldt, Jorinde Voigt, Katharina Grosse, Monica Bonvicini, Michael Sailstorfer und Norbert Bisky. Von aufstrebend bis Weltstar ist alles dabei.

Das Projekt trägt den hippen Namen „Szene Berlin“ und bringt ebenso hippe Berliner Werke ins traditionelle Bayern. Damit will König einerseits zeigen, was die Künstler aus der Metropole zu bieten haben, die hier im Vergleich mit anderen Metropolen ideale Produktionsbedingungen finden. Ketterer gelingt es auf der anderen Seite, dem Münchener Publikum einen frischen und vielleicht neuen Blick auf zeitgenössische Kunst zu eröffnen. Doch nicht nur für die beiden sei das eine Win-Win-Situation, sagt König.

Vor allem für die Sammler ist die Idee praktisch. „Früher gab es den Galerie- und den Auktionskäufer. Mittlerweile sind es die gleichen Käufergruppen.” Und die haben sich genauso verändert wie ihre Bedürfnisse. „Ich weiß, vonvielen Kunden, dass sie lieber in Auktionshäusern kaufen. Da musst du nicht lange erklären, wer du bist, sondern kaufst einfach”, sagt König. Denn unter die alteingesessenen Käufer mischen sich die Jungen und die Coolen: Der Start-up-Gründer genauso wie der Bundesligaprofi. Kunden, die auch ohne Studium und Fachjargon Lust auf gute Kunst haben und sich schwer tun, einen Matisse von Van Gogh zu unterscheiden. Muss man auch nicht, wenn man das Geld hat zu kaufen! König weiß das, weil er die Szene kennt, genauso wie Ketterer seine Kunden. „Wir haben beide den gleichen Ansatz”, sagt der Versteigerer. „Wir schauen durch die Brille des Kunden.” Und das ist eine andere als vor hundert Jahren: „Wir wollen unseren Auktions-Kunden die Möglichkeit geben, die Sachen in schönem Ambiente zu sehen.” Zum Beispiel in einer Galerie wie der von Johann König.

Wer die Vertreter der Alten Schule fragt, wird schnell feststellen: Das ist besonders, ja sogar einzigartig. Etwas, das es so in Deutschland noch nicht gab. Doch das Projekt verbindet nicht nur die Welten unterschiedlicher Sammler-Vorlieben und bringt Künstler in neuen Sammlungen unter. Es ist viel mehr. „Es ist Guerilla”, sagt König. Es bricht alle Regeln.

Früher war alles anders: Zwischen den Siebzigern und Neunzigern war der Markt eindeutig aufgeteilt. Die Kunst- und Antiquitätenhändler versorgten ihre Kunden mit Werken, die bereits Vorbesitzer hatten. Die Galerien verkauften Ware, die frisch aus dem Atelier kam. Die Auktionshäuser kümmerten sich um Objekte, die in Vor-Internet-Zeiten einen Informationsvorsprung hatten und zu großem Teil aus Erbschaften, von Familiensammlungen und vom Handel selbst stammten. Heute würde man sagen: klassisches B2B-Geschäft. Gemeinsame Sache war ausgeschlossen. Bis das Internet kam.

Über Nacht waren Preise und Versteigerungen selbst am anderen Ende der Welt plötzlich für jeden ersichtlich. Zudem machte Christie’s, eines der traditionsreichsten Auktionshäuser 1998 seine erste Versteigerung mit zeitgenössischer Kunst. Ein absoluter Tabubruch: Das eingeübte Wechselspiel zwischen Sekundär (Handel) und Primär (Galerie) funktionierte nicht mehr. Doch das war nur eine von vielen neuen Regeln, die alte Spieler zum Umdenken zwangen. Mit der Globalisierung erschienen neue Gesellschaften und Wirtschaftsmächte auf der Bildfläche und der weltweite Reichtum nahm enorm zu. Viele, die ihr Geld anlegen wollten, investierten in Kunst, was angesichts der niedrigen Zinsen und anderer Vorteile ein kluger Schachzug war. Über Nacht war das Gemälde im Schlafzimmer mehr als nur ästhetisch. Es wurde zu barer Münze und Kunst somit eine globale Währung, die auf den Messen der Welt gehandelt wurde. Der Druck stieg für alle Beteiligten und damit die Not. Plötzlich verkaufen Auktionshäuser Kunstwerke von Künstlern, die erst zwei Jahre alt waren und wurden zum unmittelbaren Rivalen der Galerien.

„Eine Galerie hat früher günstige Räume am Ende der Stadt gehabt. Heute braucht man sensationelle Räume, muss auf allen Kunstmärkten international vertreten sein”, sagt Ketterer. Die Kosten steigen bei den Händlern genauso wie bei den Versteigerern: „Sotheby’s hat über die Hälfte seines Börsenwertes verloren”, sagt der Experte über das traditionsreiche Auktionshaus, das zu den weltweit führenden Unternehmen auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt zählt. „Für eine Auktion investieren wir in Summe 36 000 Stunden Arbeit und verschicken kiloschwere Kataloge um die Welt – umsonst.” Der Aufwand sei bei beiden Parteien extrem gestiegen und die Marge gesunken. Also was tun?

Selbst mit den Regeln brechen. Die beiden Kunst-Experten verbindet nicht nur der volle Terminkalender, sondern auch ihr Geschäftssinn und ihre Vision. „Die gute Galerie und das böse Auktionshaus sind eine Sache von gestern”, sagt Ketterer. Das hätten noch nicht viele verstanden, „aber wir beide sehr gut.” Ihre Idee vom gemeinsamen Projekt spielt beiden in die Karten. „Uns Auktionshäuser kann es nur geben, wenn es einen stabilen Primärmarkt gibt”, sagt Ketterer. Konkret: Wenn Galerien die Künstler berühmt machen können, können Auktionshäuser die Kunst verkaufen.

„Gerade in kostenintensiven Märkten wie unseren sind Synergien eine tolle Sache”, sagt Ketterer. Jeder soll das machen, was er kann – und das können gerade die beiden besonders gut. „Er ist Wiederverkäufer und der Rekordhalter für die besten Ergebnisse und höchsten Preise. Ich bin der beste im Aufbauen von Karrieren von jungen Künstlern“, sagt König. Ob daraus eine langfristige Partnerschaft wird, wird sich zeigen. „Wir handeln immer im Sinne der Kunst und unserer Kunden“, erklären beide. „Und die wollen einfach nur gute Kunst kaufen. Der HickHack zwischen den Marktteilnehmern und der Konkurrenz ist denen egal.” Wenn das Projekt der Pioniere ein Erfolg wird, werden andere nachziehen. Darin ist sich König sicher. Gegensätze ziehen sich schließlich an. Und physikalische Gesetze vermag auch nicht die Kunst außer Kraft zu setzen.

 

TEXT: Laura Lewandowski
INSTA: lalewand
WEB: www.laura-lewandowski.com

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