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NFT – Alle Fakten über den neuesten Hype der Kunstwelt

NFTs sind in aller Munde und auch vor der Kunstwelt macht der Hype nicht Halt. Aber hat digitale Kunst eine Zukunft und worauf muss man achten, wenn man in NFTs investieren möchte? Wir klären alle wichtigen Fragen rund um das „Hot Topic“ der Kunstszene.

Knapp 48 Millionen Euro für rund 319 Megabyte. Dass Gerhard Richter in punkto Auktionspreisen lebender Künstler*innen mal von einem rein digital arbeitenden Instagram-Star mit dem Pseudonym Beeple abgehängt werden würde, hätte vor ein paar Monaten vermutlich noch niemand für möglich gehalten. Ebenso wenig war vorauszusehen, dass für die Teilnahme an der derzeit heftig geführten Debatte um die Zukunft des globalen Kunstmarkts mittlerweile fast schon ein Informatik-Studium notwendig ist.

Generell scheint es, als wäre die Kunstwelt, wie wir sie kannten – oder wenigstens glaubten, zu kennen – seit der Versteigerung der Collage „Everydays: The First 5000 Days“ beim Auktionshaus Christie‘s ein klein wenig auf den Kopf gestellt worden. Der Künstler Beeple stellte mit dem Millionen-Erlös einen neuen Rekord für den Verkauf von digitaler Kunst auf und übertrumpfte so manchen etablierten Gegenwartskünstler.

 

Fälschungssichere Kunst durch Blockchain

Spätestens seit diesem Ereignis wird auch öffentlich viel über NFTs diskutiert und spekuliert. Nein, diese Abkürzung steht nicht für ein bis dato unbekanntes radikales Künstlerkollektiv – wobei der Vergleich gar nicht mal so weit hergeholt ist ... Gemeint sind sogenannte Non-Fungible Tokens, also nicht austauschbare einzigartige Zeichen. Tokens? Das klingt doch ziemlich nach... ganz genau, Blockchain! Wer im Internet einen NFT kauft, erwirbt den jeweiligen einzigartigen Token sowie ein damit verknüpftes Objekt, beispielsweise eben ein digitales Kunstwerk. Die Speicherung auf der Ethereum-Blockchain, einer unmanipulierbaren, dezentralen Liste von Datensätzen, macht es möglich, Originale (seien es Unikate oder Editionen) genau zu authentifizieren und damit vor Fälschungen zu schützen.

Während die Werke hochpreisiger und etablierter Künstler*innen bisher meist entweder in Galerien, auf Kunstmessen oder Auktionen ge- und verkauft wurden, findet der Handel mit NFTs auf eigenen „Marketplaces“ statt, die mit dem gewohnten Kunstbetrieb bisher nur wenige Berührungspunkte hatten. Und auch ästhetisch unterscheiden sich die dort angebotenen Arbeiten deutlich von dem, was man vom letzten Museumsbesuch in Erinnerung hat. Der Kulturredakteur Kolja Reichert formulierte es vor gut zwei Wochen in der Süddeutschen Zeitung wie folgt: „Das meiste, was bislang in Foren wie Opensea, Async oder Rarible angeboten wird, formt einen gigantischen, internetweiten, markerschütternden Hilfeschrei. [...] Die meiste NFT-Kunst sieht aus wie zu Sammelkarten geronnene Street Art.“

Um inhaltliche, kunsttheoretische Auseinandersetzung mit einzelnen Werken ist momentan scheinbar niemand besorgt – vielmehr scheint die Zukunft des Kunstmarkts selbst auf dem Spiel

zu stehen. Zwar gab es auch in der Vergangenheit immer wieder inhaltliche und systematische Entwicklungen, denen zunächst mit Skepsis, später dann aber mit wohlwollender Proaktivität begegnet wurde. „Der Unterschied nun ist, dass in NFTs auf einmal riesige Summen investiert werden. Bislang kam Veränderung nie auf der Nachfrageseite, sondern meist auf der Angebotsseite. Jetzt kommen sie [von beiden Seiten] gleichzeitig. Das irritiert den traditionellen Kunstmarkt“, so Magnus Resch, Kunstexperte und Autor des Buches „100 Secrets of the Artworld“.

 

Eine Chance für die Demokratisierung des Kunstmarkts?

Chancen bietet diese Entwicklung derzeit vor allem für junge, digital arbeitende Künstler*innen: Die Möglichkeit, ihre Arbeiten authentifizieren und klar von Kopien unterscheiden zu können, sorgt für mehr Wertschätzung und folglich auch für Kaufinteresse. Zudem wirkt es in der Tat so, als könnten auf NFTs spezialisierte Handelsplattformen wie SuperRare oder Foundation vermeintlich systeminhärente Probleme des Kunstmarkts gelöst werden. Während man auf den meisten Galerie-Websites noch darauf hingewiesen wird, dass unaufgefordert geschickte Portfolios nicht angenommen werden, kann sich hier im Prinzip jede*r bewerben. Insbesondere kleinere Plattformen bieten Künstler*innen damit einen schnellen und barrierelosen Markteinstieg bis hin zum Verkauf ihrer (digitalen) Werke. Inwieweit dieser Bewerbungsprozess, die Platzierung und die davon beeinflusste Preisentwicklung in den jeweiligen Foren wesentlich egalitärer ist, bleibt fraglich.

Unstrittig ist hingegen, dass derartige Onlinemarktplätze zuvor fest etablierte Marktstrukturen aus dem Gleichgewicht bringen. Websites wie Nifty Gateway vereinen die Konzepte von Galerie, Messe und Auktionshaus: Künstler*innen ist dort der direkte und galerieunabhängige Verkauf ihrer Arbeiten möglich und Sammler*innen können ihre eigenen sogenannten „Collectibles“ ohne Umwege weiterverkaufen. Neu ist vor allem die Möglichkeit, Künstler*innen bei derartigen Weiterverkäufen automatisch mittels eines „Smart Contracts“, einer vorher vertraglich festgelegten Provision von meist etwa 10% des Wiederverkaufspreises, an der Gewinnspanne zu beteiligen.

Diese vor allem durch technische Innovation getriebene Demokratisierung ehemals stark exklusiver und hierarchischer Märkte ist nicht nur in der Kunstindustrie zu spüren. International haben es sich Fintechs wie beispielsweise das US-amerikanische Robin Hood oder Trade Republic zur Mission gemacht, Partizipation am Kapitalmarkt unbürokratischer, offener und agiler zu gestalten. Die Plattformen sind insbesondere im Hinblick auf den Gewinn neuer Marktteilnehmer*innen vielversprechend: Niedrige Eintrittsbarrieren, App-basierte Services und Kommunikation auf Augenhöhe sind gerade für junge Investor*innen, denen es meist noch an viel Erfahrung und Kapital mangelt, attraktiv. Hier kann sich der Kunstmarkt, der sich in der Vergangenheit vor allem durch Exklusivität und fehlende Transparenz ausgezeichnet hat, also gerne eine Scheibe abschneiden.

 

To The Moon and Back

Allerdings: Wer „Robin Hood“ sagt, muss auch „Gamestop“ sagen. In den Medien standen die App sowie andere Neobroker nämlich gerade im Zuge des GME Shortsqueeze in der Kritik, als Kleinanleger*innen den Kurs der amerikanischen Handelskette für Videospiele in Rekordgeschwindigkeit massiv in die Höhe („To the Moon!“) trieben und damit vor allem Hedgefonds, die zuvor gegen das Unternehmen gewettet hatten, stark in Bedrängnis brachten. Der Kursanstieg von mehr als 1000 Prozent innerhalb knapp einer Woche war allerdings nur von

kurzer Dauer, wenig später notierte die Aktie nahezu wieder bei ihrem ursprünglichen Preis. Wer zu spät kaufte und rechtzeitig den Absprung verpasste, bezahlte die auf Foren wie Reddit organisierte Revolte mit hohen Kapitalverlusten.

Das soll nicht heißen, dass NFTs das Gamestop der Kunstwelt sind. Vorsicht ist dennoch gerade zum jetzigen Zeitpunkt mehr als angebracht. Aktuell liefern sich Sammler*innen im Internet nicht nur bei Christie‘s wahre Bietergefechte im Kampf um heiß begehrte Sammelobjekte. Ob die Nachfrage und damit auch das Preisniveau auf dem Sekundärmarkt mit dem jetzigen Hype Schritt halten können, ist offen. Ein Weiterverkauf mit Gewinn ist also – wie bei nahezu jedem anderen Investment auch – keineswegs garantiert. Die direkte und indirekte Kopplung an den Kurs von Ether und anderen Kryptowährungen ist ein weiterer Risikofaktor, den man unbedingt im Blick behalten sollte. Ein weiteres Problem ist die negative Ökobilanz, die auf den massiven Energieverbrauch der Ethereum Blockchain zurückzuführen ist. Eine deutlich erhöhte Transaktionsfrequenz, verursacht durch den vermehrten Handel mit NFTs, treibt Emissionen zusätzlich stark in die Höhe. Eine solche Entwicklung wäre ein klarer Rückschritt für eine Branche, die sich zuletzt sehr selbstkritisch und lösungsorientiert mit ihrem ökologischen Fußabdruck befasst hat.

 

Zukunftspotential NFT?

Die Intensität, mit der die Debatte um Zukunftspotenziale und etwaige Anwendungsfelder derzeit geführt wird, erinnert stark an den Hype um die Blockchain-Technologie vor gut zwei Jahren. Die Omnipräsenz in den Medien weckt schnell Enthusiasmus und schürt unrealistisch hohe Erwartungen, die kurzfristig nicht erfüllt werden können. Erst nach Abflachen dieser anfänglichen Euphorie, wird sich nach und nach ein besseres Verständnis für Chancen und Risiken entwickeln, das schließlich zu langfristiger Marktakzeptanz führt. So sieht es auch Magnus Resch: „Wenn ein NFT-Kunstwerk langfristig Wert haben soll, dann muss es vom traditionellen Kunstmarkt akzeptiert werden. Als Investment ist ein NFT von einem etablierten Künstler also interessant, [...] es muss jedoch deutlich unter dem Preis eines originellen physischen Werks liegen.“

Als eine sichere Wertanlage sind NFTs in ihrem jetzigen Stadium für angehenden Sammler*innen mit kleinerem Budget eher nicht zu empfehlen. Wie es mit der Technologie in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen wird, bleibt spannend. Die König Galerie etwa beginnt kommende Woche mit dem Verkauf von Kryptokunstwerken. Bisher lautet es verheißungsvoll auf der Website der Galerie: „Stay tuned for more info!“

 

Text: Leonie Engel

Bild: Anni Roenkae von Pexels

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